BAUCHSPEICHELDRÜSE - TOSHIDOG
BAUCHSPEICHELDRÜSE
HUND & KATZE

BAUCHSPEICHELDRÜSE

Die Bauchspeicheldrüse vereint in sich eine exokrine und eine endokrine Drüse. Die endokrinen Funktionen des Pankreas werden von den Inselorganen oder Langerhans’schen Inseln erfüllt. Die Funktionen der von ihnen sezernierten Botenstoffen stehen im Zusammenhang mit der Verdauung und dem Kohlenhydratstoffwechsel. Das exokrine Drüsengewebe der Pankreas, produziert den sogenannten Pankreassaft oder Bauchspeichel, dessen Enzyme bzw. Enzymvorstufen eine entscheidende Rolle im Fett-, Eiweiß-, und Kohlenhydratabbau spielen.

Das Pankreas besteht aus einem mittleren Körper und zwei Schenkeln bzw. Lappen. Der Körper steht in Kontakt zur Pars cranialis duodeni, der nach links gerichtete Schenkel, erreicht die Milz, weshalb er auch als Milzschenkel bezeichnet wird. Der nach rechts gerichtete Schenkel, steht mit der Pars descendens duodeni in Kontakt und wird daher auch Duodenalschenkel genannt. Der Körper und die Schenkel bilden bei Hund und Katze ein kaudal offenes „U“.

Das Pankreas entwickelt sich embryonal in Form einer dorsalen und zweier ventraler Pankreasanlagen. Eine der beiden ventralen Anlagen bildet sich zurück und die beiden verbleibenden schließen sich zum Pankreas zusammen. Daraus resultiert das Vorhandensein von zwei Ausführungsgängen der Bauchspeicheldrüse.

 
ZUSAMMENSETZUNG UND FUNKTION DES BAUCHSPEICHELS

Pro Tag werden beim Hund zwischen 0,2-0,4 Liter Bauchspeichel sezerniert. Die Flussrate des Bauchspeichels ist bei den Wiederkäuern weitgehend konstant, während sie bei den Monogastriern stark von der Fressaktivität abhängt.

Der Bauchspeichel ist eine farb- und geruchlose Flüssigkeit, die aus Wasser, Elektrolyten und Verdauungsenzymen besteht. Die Sekretion von Wasser und Elektrolyten erfolgt primär in den Gangzellen, aber auch in den Azinuszellen. Während die Azinuszellen vorwiegend eine natriumchloridreiche Lösung in das Volumen der Kanäle abgeben, sezernieren die Gangzellen ein bicarbonatreiches und daher alkalisches Sekret. Mit zunehmender Flussrate des Bauchspeichels steigt die Bicarbonat-Sekretion während die Chlorid-Konzentration entsprechend abfällt. Das Bicarbonat dient der Neutralisation der Salzsäure, die mit dem Chymus aus dem Magen in den Dünndarm gelangt.

Von den Azinuszellen wird eine Vielzahl von Verdauungsenzymen bzw. deren Vorstufen produziert. Das Enzymgemisch wird in Sekretgranula, den sog. Zymogengranula, zwischengespeichert. Die meisten dieser Enzyme werden als inaktive Proenzyme abgegeben und erst im Darmlumen aktiviert, da sonst die Gefahr einer enzymatischen Selbstverdauung des Pankreasgewebes bestünde. Das in der Darmwand produzierte Enzym Enteropeptidase aktiviert durch Peptidabspaltung das Trypsinogen zu Trypsin. Das so entstandene Trypsin katalysiert dann die Aktivierung weiterer Trypsinnogenmoleküle, sowie auch aller anderen pankreatischen Proenzyme. Das Trypsin nimmt also eine Schlüsselstellung ein.

Es benötigt lediglich eine initiale Aktivierung durch die Enteropeptidase und ist dann in der Lage, alle anderen Proenzyme zu aktivieren. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wird daher mit dem Bauchspeichel ein Trypsin-Inhibitor sezerniert, der die Aktivierung des Trypsins innerhalb des Pankreas verhindert. Im Darm verliert er seine Wirkung. Das Gemisch der sezernierten Pankreasenzyme ist nicht statisch. Vielmehr kommt es bei einer Futterumstellung des Tieres innerhalb weniger Tage zu einer Veränderung des Enzymmusters.

 

DIE WICHTIGSTEN VERDAUUNGSENZYME DES EXOKRINEN PANKREAS

 

 

Sezerniertes Enzym oder Proenzym

Sezernierte Form

Name des aktivierten Enzyms

Funktion

Peptidasen

Trypsinogen

inaktiv

Trypsin

Spaltung von Peptiden nach den Aminosäuren Arginin und Lysin

 

Chymotrypsinogen

inaktiv

Chymotrypsin

Spaltung von Peptiden hauptsächlich nach aromatischen Aminosäuren

 

Proelastase

inaktiv

Elastase

Spaltung des Faserproteins Elastin

 

Procarboxypeptidase A und B

inaktiv

Carboxypeptidase A und B

Abspaltung der endständigen Aminosäure von Peptidketten

Nuclease

Ribonucleasen

aktiv

--

Spaltung der mit der Nahrung aufgenommenen Rubinucleinsäuren (RNA)

 

Desoxyribonucleasen

aktiv

--

Spaltung der mit der Nahrung aufgenommenen Desoxyribonnucleinsäuren (DNA)

Amylasen

Pankreatische Amylase

aktiv

--

Spaltung von Stärke

Lipasen

Pankreatische

Lipase

aktiv

--

Spaltung der durch Gallensäure emulgierten Triglyceriden

 

Pro-Colipase

inaktiv

Colipase

Notwendig für die Funktion der pankreatischen Lipase (Hilfsenzym)

 

Pro-Phospholipase A1, A2 und B

inaktiv

Phospholipase A1, A2und B

Spaltung von Phospholipiden (z.B. Lecithin) an jeweils unterschiedlichen Lokalisationen

 

Cholesterinesterase

aktiv

--

Spaltung von Cholesterinestern in Cholesterin und Fettsäure; benötigt Gallensäure und Cofaktoren

 

 
REGULATION DER SEKRETION

Die Bicarbonatsekretion durch die Gangzellen unterliegt einer endokrinen und nervalen Regulation. Eine Erniedrigung des pH-Wertes im proximalen Dünndarm durch die Magensäure löst die Ausschüttung von Sekretin aus duodenalen S-Zellen aus (Tabelle 6). Das Sekretin erreicht mit dem Blutstrom das Pankreas und stimuliert die Bicarbonatsekretion. Parasympathische Fasern stimulieren ebenfalls die Sekretion der Gangzellen.

Die Sekretion aus den Azinuszellen wird einerseits durch das gastrointestinale Hormon Cholecystokinin und andererseits durch den Parasympathicus angeregt. Die Abgabe des Cholecystokinins aus duodenalen F-Zellen (Tabelle 6) wird insbesondere durch Spaltprodukte der Protein- und Fettverdauung ausgelöst.

 

STIMULATION DER SEKRETION DURCH DIE NAHRUNGSAUFNAHME

Die Stimulation der Pankreassekretion durch im Zusammenhang mit der Futteraufnahme stehende Stimuli spielt nur bei Monogastriern eine wichtige Rolle. Je nach dem Wirkort der Stimuli unterscheidet man drei Phasen der Pankreassekretion: die cephale, die gastrale und die intestinale Phase.

 

  • Die cephale Phase der Pankreassekretion wird durch den Geruch und Geschmack des Futters sowie durch Kaubewegungen initiiert und über parasympathische Faser des N. vagus vermittelt.
  • Die gastrale Phase der Pankreassekretion beruht auf einen vago-vagalen Reflex, der durch die Dehnung der Magenwand ausgelöst wird.
  • Die intestinale Phase stellt den quantitativ wichtigsten Abschnitt bei der Steigerung der Pankreassekretion im Zusammenhang mit der Futteraufnahme dar. Sie basiert auf den oben beschriebenen parasympathischen sowie Sekretin- und Cholecystokinin vermittelten Mechanismen.
 
EXOKRINE PANKREASINSUFFIZIENZ

Eine exokrine Pankreasinsuffizienz kann sowohl angeboren als auch durch eine Pankreatitis erworben sein. Durch das Fehlen der Pankreasenzyme können die in der Nahrung enthaltenen Nährstoffe nicht aufgenommen werden, was als Maldigestion bzw. Malabsorption bezeichnet wird. Die Tiere setzen bei erhaltener oder gesteigerter Fresslust große Mengen übelriechenden, häufig gelblich verfärbten Kotes ab. Diese durch die gestörte Fettverdauung ausgelöste Steatorrhoe wird von Flatulenzen und Diarrhoe begleitet und führt trotz reichlicher Nahrungsaufnahme zur Abmagerung des Tieres. Eine Therapie erfolgt in Form einer hochverdaulichen, faser- und fettarmer Diät sowie durch zusätzliche Gabe von Pankreasenzymen.

27.01.2020