WASSERLÖSLICHE VITAMINE

VITAMIN B-KOMPLEX

Zum Vitamin B-Komplex gehören neun verschiedene Vitamine, die zu den wasserlöslichen Vitaminen gezählt werden.

Folgende Vitamine nutzen die Energie aus der Nahrung aus:

• Thiamin B1
• Riboflavin B2
• Niacin
• Pantothensäure B5
• Pyridoxin B6
• Biotin B7 oder Vitamin H

Folgende Vitamine sind für die Erhaltung und für das Wachstum der Zelle und/oder für die Blutbildung (Hämatopoese) beteiligt:

• Folsäure
• Cobalamin B12
• Cholin (Vitaminähnlich)
  
  

THIAMIN B1

Thiamin hat seine Funktion im Kohlenhydratstoffwechsel und ist ein Nervenvitamin.

Das Thiamin hat in Pyrophosphat-Form (Thiaminpyrophosphat) wichtige Funktionen als Coenzym bei der Decarboxylierung durch bestimmte Enzyme. Die Aufgaben des Thiaminpyrophosphat besteht darin Kohlenhydrate in Energie und Fett umzuwandeln, weiter ist dieses Coenzym für die Verstoffwechslung von Fettsäuren, Steroiden, Nukleinsäuren und einigen Aminosäuren, den Bausteinen der Proteine verantwortlich. Der Thiaminbedarf bei Hund und Katze hängt von der Menge der Kohlenhydraten in der Nahrung ab.

Bei Mangel an Thiamin kann es zu erheblichen Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems kommen (CCN-Cerebro - Cortikal-Nekrose, Castek - Paralyse).

Mageres Schweinefleisch, Rindfleisch, Weizenkeime, Vollkorn und verschiedene Hülsenfrüchte stellen natürliche B1- Quellen dar.

Ein Thiaminmangel kann auftreten, wenn Tiere häufig mit rohem Süßwasserfisch gefüttert werden. Süßwasserfische enthalten das Enzym Thiaminase, welches Thiamin zerstört. Thiaminase kann aber durch kochen zerstört werden. Thiamin ist auch hitzelabil, übersteht aber den Garprozess anteilig. (Bei Grillen, Braten, Kochen, 50%). Dünsten ist schonender (30% Verlust).

RIBOFLAVIN B2

B2 ist hitzestabil, zerfällt jedoch bei Sonneneinstrahlung sehr leicht. Es verdankt seinen Namen seiner gelben Farbe und seiner Zusammensetzung, dem Einfachzucker D-Ribose.

B2 ist in zwei Coenzymen präsent (Flavin-Mononukleotid & Flavin-Adenin-Dinukleotid) und deshalb an der Energiegewinnung aus Kohlenhydraten, Fetten und Proteine beteiligt.

Innereien, Milch, Gemüse, und Getreidekörner dienen als natürliche Quellen des B2. Darüber hinaus findet bei Hund und Katze im Dickdarm eine mikrobielle Produktion von Riboflavin statt. Dabei ist die Produktion von Riboflavin im Dickdarm sowohl von der Kohlenhydratmenge in der Nahrung als auch von der Tierspezies abhängig.

NIACIN

Auch dieses Vitamin ist an der Energiegewinnung aus Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen beteiligt. Es steht mit Riboflavin in enger Verbindung. Nach der Aufnahme im Verdauungstrakt verwandelt es sich in die aktive Form Niacinamid.

Niacinamid steht für den Einbau in zwei verschiedenen Coenzymen bereit:

Niacin – Adenin - Dinukleotid (NAD) und Niacin - Adenin – Dinukleotid - Phosphat (NADP).

Niacinreich sind Fleisch, Getreide, Hülsenfrüchte.

Der Körper kann Niacin nur in ungebundener Form absorbieren. In Pflanzen liegt es meist in gebundener Form vor und kann deshalb nicht vom Körper aufgenommen werden. Tierische Quellen enthalten das Vitamin meist in ungebundener Form.

Hunde können Niacin als ein Endprodukt des Tryptophanstoffwechsels selbst synthetisieren. Daher wird der Niacingehalt durch die Tryptophanmenge im Futter beeinflusst. Katzen besitzen diese Fähigkeit nicht und müssen deshalb Niacin in ausreichender Menge über die Nahrung aufnehmen.

PANTHOTENSÄURE B5

Pantothensäure kommt in allen Geweben vor („pan“ = gr. für alles). Durch die Phosphorylierung der Pantothensäure entsteht das Coenzym A, welches an zahlreichen Reaktionen im Körper beteiligt ist.

Funktion in der Verstoffwechslung von Energielieferanten (Fette, Kohlenhydrate und Proteine).

Pantothensäure kommt in Innereien insbesondere Leber und Niere, Milch, Eigelb und verschiedenen Hülsenfrüchten vor. Aufgrund des zahlreichen Vorkommens kommt es so gut wie nie zu einem Mangel.

PYRIDOXIN B6

Hierunter werden alle vitaminwirksamen Derivate zusammengefasst:

Pyrindoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin und Pyridoxol, wobei nur Pyridoxal eine biologisch aktive Form darstellt.

B6 ist bei der Verarbeitung von Zuckern und Fettsäuren und am Aminosäurenstoffwechsel beteilig. Zusätzlich ist es an der Herstellung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin beteiligt. Ohne Pyridoxin wäre die Synthese von Niacin im Tryptophanstoffwechsel nicht möglich.

Der Gehalt an B6 ist von der Menge der Proteine in der Nahrung abhängig.

Innereien, Fisch, Getreidekörner und Weizenkleie stellen die natürliche Quelle des B6-Vitamins dar.

BIOTIN B7 ODER VITAMIN H

Biotin ist an der Herstellung von Fettsäuren, Purinen und entbehrlichen Aminosäuren (Aminosäuren die der Körper selbst herstellen kann) beteiligt.

Als Coenzym hat es auch eine Bedeutung in den Kohlendioxidreaktionen).

Ein Mangel tritt bei Hund und Katze selten auf, da neben der oralen Aufnahme die endogene Synthese mit Hilfe der Darmbakterien eine Rolle spielt. Es wird sogar angenommen das die endogene Produktion den gesamten Bedarf an Biotin decken kann.

Lediglich im Rahmen einer Antibiotikatherapie kann ein Mangel festgestellt werden. In diesem Fall ist eine Zufütterung mit Biotin indiziert.

Biotin ist in Innereien, Milch, Leber, Nüssen, Bierhefe und Hülsenfrüchten enthalten. Daher kommt es auch bei selbstgestalteten Rationen nicht zu einem Mangel.

FOLSÄURE

Folsäure ist ein wichtiger Faktor für die Synthese der DNA, da es bei der Basenproduktion eine Rolle spielt. Das Zellwachstum und die Zellreifung sind also vom Folsäuregehalt abhängig. Bei einem Mangel kommt es zu Blutarmut (Anämie) und zu einer geringen Anzahl an weißen Blutkörperchen (Leukopenie).

Innereien (Leber und Niere) und grünes Blattgemüse sind natürliche Folsäurequellen.

Hunde und Katzen können Folsäure im Dickdarm mikrobiell synthetisieren. Auch hier wird vermutet, dass die endogene Synthese den Bedarf an Folsäure abdeckt.

COBALAMIN B12

B12 ist das einzige Vitamin, das ein Spurenelement, nämlich das Cobalt als Bestandteil aufweist. Es findet seinen Einsatz in dem Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel.

B12 wird in der Entstehung von Myelin welches ein Bestandteil der einzelnen Nervenstränge ist benötigt. Daher führt ein Mangel zu Nervenbeeinträchtigungen, ein Mangel kann auch zu Blutarmut (Anämie) führen.

Bei Hund und Katze wird Cobalamin an ein Protein gebunden, das in den Belegzellen des Magens produziert wird und als Intrinsic Factor bezeichnet wird.

Durch diese spezifische Bindung wird die Aufnahme von B12 gewährleistet. In höheren Dosen kann B12 in der Leber, Muskeln, Knochen und der Haut gespeichert werden., welches eine Besonderheit für ein wasserlösliches Vitamin ist.

Fleisch, Geflügel, Fisch und Milchprodukte enthalten B12, pflanzliche Futtermittel sind cobalaminarm.

CHOLIN (VITAMINÄHNLICH)

Cholin wird bei ausreichender Versorgung aus der unentbehrlichen Aminosäure Methionin gebildet. Cholin ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten und u.a.:

• für den Fettsäuretransport verantwortlich
• die Zellmembran bildend
• Bestandteil von Phospholipiden die im Nervengewebe vorkommen
• Vorstufe des Neurotransmitters Acetylcholin
• Methylbaustein für verschiedene Reaktionen des Stoffwechsels

 

VITAMIN C (ASCORBINSÄURE)

Ascorbinsäure ist mit den Monosacchariden aufgrund der Synthese u.a. mit Glukose verwandt.

Ascorbinsäure wird für die Synthese von Kollagen benötigt.

Ascorbinsäure hat eine große Bedeutung bei der Knochenbildung/-entwicklung.

Bei einem Mangel kommt es zu Skorbut, zur verzögerten Wundheilung ( → Kollagen).

Hunde und Katzen können Vitamin C in der Leber entweder aus Glukose oder aus Galaktose selbst synthetisieren.

Zu hohe Dosierungen für Heimtiere können kontraindiziert sein.

Ascorbinsäure ist sehr lichtempfindlich und zerfällt schnell durch Oxidation.

Ascorbinsäure kann seine Wirkung durch Kupfer, Eisen, Hitze, alkalische Substanzen und durch Enzyme, die die Oxidation veranlassen verlieren.