DER DARM - TOSHIDOG
DER DARM
HUND & KATZE

DER DARM

Der Darmkanal reicht vom Magenpförtner bis zum After und wird anatomisch und funktionell in Dünndarm und Dickdarm gegliedert. Dabei ist die Weite des Darmkanals kein Kriterium zur Unterscheidung dieser beiden Abschnitte, da bei einigen Haussäugetieren Teile des Dickdarms nicht weiter sind als der Dünndarm. Das einzig sichere Kriterium zur Abgrenzung ist der Bau der Darmschleimhaut, welche im Dünndarm Zotten trägt, im Dickdarm jedoch nicht. Die anatomische Abgrenzung der einzelnen Abschnitte von Dünn- und Dickdarm erfolgt durch Art, Form und Ansatz von Gekröse und Bändern sowie an Hand der Blutversorgung durch bestimmte Gefäße. Während der Dünndarm morphologisch bei allen Haustieren ähnlich aufgebaut ist, bestehen im Dickdarm große tierartliche Unterschiede, insbesondere im Aufbau des Colon ascendens (aufsteigendes Colon).

Aufgabe des Darmes ist die weitere enzymatische Verdauung des aus dem Magen kommenden Chymus und die Resorption der Endprodukte dessen Abbaus. Das geschieht im Dünndarm, wobei die notwendigen Enzyme im Wesentlichen aus dessen Anhangdrüsen stammen. Im Dickdarm hingegen dominiert die mikrobielle Verdauung und die Resorption der Produkte dieses Abbaus sowie die Wasser- und Elektrolytresorption.

Auch Gesamtlänge des Darmes steht in direktem Zusammenhang mit der Art der aufgenommenen Nahrung einer Spezies. Je faserreicher d.h. im Prinzip je minderwertiger die Nahrung einer Spezies, desto länger ist in der Regel der Darm. Die Darmlänge bei Hund und Katze entspricht ungefähr dem fünffachen, beim Pferd dem 10fachen, beim Schwein und kleinen Wiederkäuern dem 15fachen und beim Rind sogar dem 25fachen der Körperlänge.

Der Darm hat nicht nur sekretorische und resorptive Aufgaben. Er stellt eine innere Körperoberfläche dar, die ständig mit der Außenwelt in Kontakt kommt und ist daher, genau wie der Rest des Verdauungstraktes eine potentielle Eintrittspforte für Krankheitserreger.

Diesem Umstand begegnet der Darm durch seine umfangreichen Abwehreinrichtungen so, dass er manchmal auch als das größte Immunorgan des Körpers bezeichnet wird.

DÜNNDARM (INTESTINUM TENUE)

Der Dünndarm gliedert sich von kranial nach kaudal in den Zwölffingerdarm (Duodenum), den Leerdarm (Jejunum) und den Hüftdarm (Ileum). Der Dünndarm ist der Hauptort der enzymatischen Verdauung durch körpereigene Enzyme sowie der Resorption von Verdauungsprodukten. Je nach Größe des Tieres hat der Dünndarm des Hundes eine Gesamtlänge von etwa 1,80-4,80m, jener der Katze etwa 1,3m. Der größte Teil davon entfällt auf das Jejunum.

ZWÖLFFINGERDARM (DUODENUM)

Das Duodenum schließt rechts als erster Abschnitt des Dünndarms an den Magenpförtner an. Man kann sich den Verlauf des Duodenums als ein kranial offenes „U“ vorstellen.

 

LEERDARM (JEJUNUM)

Das Jejunum ist der längste Abschnitt des Dünndarms. Beim Fleischfresser füllt das Leerdarmkonvolut den größten Teil des Bauchraumes aus und liegt, vom großen Netz bedeckt, der ventralen und seitlichen Bauchwand direkt auf.

 

HÜFTDARM (ILEUM), KRUMMDARM

Der Hüftdarm verbindet den Leerdarm mit dem Dickdarm.Das Ileum ist zusätzlich charakterisiert durch die in der Tela submucosa dieses Darmabschnitts hauptsächlich vorkommenden Peyer’schen Platten, die zu den schleimhautassoziierten peripheren lymphatischen Organen zählen.

 

SCHLEIMHAUTAUSKLEIDUNG, SEKRETORISCHE UND RESORPTIVE FUNKTIONEN DES DÜNNDARMS

Eine wesentliche Voraussetzung für die Erfüllung der vielfältigen Aufgaben der Dünndarmschleimhaut ist eine Vergrößerung der inneren Darmoberfläche. Dies wird zum einen durch quer verlaufende, permanente Schleimhautfalten erreicht, deren Basis Ausstülpungen der Tela submucosa bilden. Zum anderen ist der Dünndarm mit Darmzotten ausgestattet. Diese epithelüberzogenen, fingerförmigen Ausstülpungen der Lamina propria mucosae gibt es nur im Dünndarm. Sie sind im Jejunum am längsten und nehmen im Duodenum und Ileum an Höhe ab. Zwischen den Darmzotten existieren gerade, schlauchförmige Einstülpungen in die Lamina propria mucosa, die man als Darmdrüsen (Lieberkühn’sche Krypten) bezeichnet. Die Krypten haben eine sekretorische Funktion. Außerdem sind die Epithelzellen der Krypten für die Regeneration des Dünndarmepithels zuständig. Sie teilen sich ständig und die Zellen schieben sich in Richtung Zottenspitze vor, wo sie abgeschilferte Epithelzellen ersetzen. Die Lebensdauer einer Deckepithelzelle beträgt beim adulten Tier etwa 2-5 Tage, beim Neugeborenen jedoch in der Regel noch 10-14 Tage. Dieser Umstand begünstigt die Entstehung von Durchfallerkrankungen bei Jungtieren.

Das Zotten- und Kryptenepithel ist einschichtig und im Bereich der Zotten hochprismatisch, während die Zellen in den Krypten flacher sind. Innerhalb des Epithels finden sich verschiedene Zellpopulationen mit unterschiedlichen Funktionen. Man unterscheidet Enterozyten, Becherzellen, Paneth-Zellen und endokrine Zellen.

ENTEROZYTEN

Durch das Bürstensaummembran der Enterozyten werden die Endprodukte der enzymatischen Verdauung d.h. Monosaccharide, Aminosäuren, Di- und Tripeptide, Monoglyceride, freie Fettsäuren u. a. resorbiert. Die resorptiven Aufgaben werden vornehmlich von den Enterozyten der Zotten wahrgenommen, während die in den Krypten lokalisierten Epithelzellen hauptsächlich Sekretionsfunktion haben. Bei einem mittelgroßen Hund wird so pro Tag bis zu einem Liter elektrolythaltiges Sekret in das Darmlumen abgegeben, das die Verdauungs- und Resorptionsvorgänge im Dünndarm begünstigt.

BECHERZELLEN

Außer den Enterozyten sind auch die Becherzellen an der Bildung der epithelilalen Deckschicht beteiligt. Die Becherzellen sezernieren Schleim, der das Dünndarmepithel in einer etwa 0,5mm dicken Schicht überzieht und einen Schutz gegen mechanische und chemische Einflüsse, wie einen niedrigen pH-Wert oder Proteasen sowie gegen schädigende Einflüsse durch Parasiten, Bakterien oder Viren bildet.

PANETH-ZELLEN

Am Grund der Lieberkühn’schen Krypten befinden sich die Paneth-Zellen. Sie geben ein seröses, glykoproteinreiches Sekret ab, das Lysozym und Defensine enthält, die beide bakterizid wirken.

ENDOKRINE ZELLEN

Endokrine Zellen finden sich hauptsächlich in den Krypten der vorderen Dünndarmabschnitte. Sie sezernieren Peptidhormone und Serotonin ins Kapillarnetz. Je nach Funktion werden die endokrinen Zellen verschiedenen Populationen zugeordnet. Sie kommen auch im Pankreas und in den Magendrüsen vor.

 

MOTORISCHE FUNKTIONEN

Anders als am Magen, treten am Dünndarm verschiedenen Kontraktionsformen auf. Insgesamt unterscheidet man fünf verschiedene Kontraktionsformen unter physiologischen Bedingungen sowie weitere pathologische Formen. Zu den physiologischen Kontraktionsformen gehören peristaltische Wellen und stationäre Segmentationen sowie stationäre und wandernde Kontraktionsgruppen. Außerdem gehören dazu die aboralen Riesenkontraktionen sowie die Phase III der interdigestiven Motorik.

PERISTALTISCHE WELLEN

Peristaltische Wellen sind aboral fortschreitende, ringförmige Kontraktionen, die dem Transport des Chymus dienen. Sie beruhen auf dem peristaltischen Reflex des enterischen Nervensystems. Sie treten am gesamten Dünndarm auf und werden insbesondere durch nährstoffreiches Futter ausgelöst.

STATIONÄRE SEGMENTATIONEN

Stationäre Segmentationen treten isoliert auf und schüren das Darmvolumen punktuell ein, so dass der Chymus sowohl nach oral als auch nach aboral geschoben wird. Sie treten insbesondere am proximalen Dünndarm auf und dienen der Durchmischung des Darminhaltes. Auch sie werden durch Futter, insbesondere die Proteinkomponenten ausgelöst.

KONTRAKTIONSGRUPPEN

Kontraktionsgruppen stellen komplexe Kontraktionsformen dar und sind durch mehrere koordiniert aufeinander folgende Kontraktionen gekennzeichnet. Dabei handelt es sich um kurze peristaltische Wellen, die den Chymus einige Zentimeter nach aboral schieben und ihn bei Erschlaffung wieder zurückfließen lassen, wodurch der Darminhalt stark durchmischt wird. Wenn sie nacheinander an der gleichen Stelle des Darmes auftreten, ...

STATIONÄRE KONTRAKTIONSGRUPPEN

 ....bezeichnet man sie als stationäre Kontraktionsgruppen...


WANDERNDE KONTRAKTIONSGRUPPEN

...Beginnen und enden sie jedoch jeweils einige Millimeter weiter aboral, handelt es sich um wandernde Kontraktionsgruppen.

Die stationären Gruppen treten vorwiegend am proximalen, die wandernden am gesamten Dünndarm auf. Beide werden insbesondere durch fettreiche Nahrung hervorgerufen. Die Kontraktionsgruppen laufen jeweils nur über ein kurzes Darmsegment.

PHASE III

Die Phase III der interdigestiven Motorik stellt ebenfalls eine wandernde Kontraktionsgruppe dar, erstreckt sich jedoch über ein längeres Darmsegment.

RIESENKONTRAKTIONEN

Riesenkontraktionen treten als ein Teil der interdigestiven Motorik sowie als pathologische Kontraktionsformen auf. Diese sind im Vergleich zur herkömmlichen Darmmotorik durch eine größere Stärke und längere Kontraktionsdauer gekennzeichnet. Sie schnüren das Darmvolumen vollständig ab und bewegen sich langsam aboral weiter, wobei sie das betreffende Darmsegment gründlich leeren. Als Teil der interdigestiven Motorik treten aborale Riesenkontraktionen insbesondere am distalen Dünndarm auf. Durch starke Reize, wie etwa Essigsäure, können pathologische aborale Riesenkontraktionen ausgelöst werden, die vornehmlich am proximalen Darm auftreten. Ebenfalls am proximalen Dünndarm treten die oralen Riesenkontraktionen auf, die im Zusammenhang mit dem Erbrechen stehen. Sie schieben Darminhalt zurück in den Magen, welcher dann durch Erbrechen entleert wird.

 

INTERDIGESTIVE MOTORIK VON MAGEN UND DÜNNDARM

Carnivoren und Omnivoren können ihren täglichen Nährstoffbedarf innerhalb einer Zeitspanne von mehr oder weniger 12 Stunden verdauen. In der restlichen Zeit sind Magen und Dünndarm weitgehend leer. Diese Phase bezeichnet man interdigestive Periode. Die interdigestive Periode ist jedoch nicht durch motorische Ruhe gekennzeichnet, sondern weist charakteristische, rhythmische wiederkehrende Aktivitätszyklen auf. Die interdigestive Motorik gliedert sich in drei Phasen.

PHASE I & II

Die Phase I ist eine Phase der motorischen Ruhe und dauert beim Hund etwa 45 Minuten. Ihr schließt sich die Phase II an, die beim Hund ebenfalls etwa 45 min dauert. Sie ist gekennzeichnet durch eine unregelmäßige, mittelstarke motorische Aktivität mit Segmentationen und kleineren Kontraktionsgruppen sowie einzelnen peristaltischen Wellen. Ihr folgt schließlich die beim Hund etwa 8 Minuten dauernde Phase III, in der eine maximale motorische Aktivität auftritt.

PHASE III

Die Phase III stellt eine wandernde Kontraktionsgruppe dar und wird auch als Aktivitätsfront oder wandernder motorischer Komplex bezeichnet. Bei der Katze besteht die Phase III im Wesentlichen aus aboralen Riesenkontraktionen. Die Phase III beginnt am Magen und am Duodenum, wobei unverdauliche Nahrungsreste und Sekrete durch kräftige Kontraktionen aus dem Magen ins Duodenum gedrückt und von dort aus weiterbefördert werden. Beim Hund wandern die Phasen in jeweils etwa 80-120 min vom Magen über den gesamten Dünndarm. Wenn dabei eine Phase III das terminale Ileum erreicht hat, beginnt an Magen und Duodenum eine neue Phase III.

Die interdigestive Motorik ist notwendig, um unverdauliche Nahrungsreste aus dem Magen und Dünndarm zu entfernen und in den Dickdarm zu befördern. Außerdem wird durch die sehr gründliche Reinigung eine Überwucherung der Darmschleimhaut mit Bakterien verhindert.

 

DICKDARM (INTESTINUM CRASSUM)

Der Dickdarm setzt sich aus dem Blinddarm (Caecum), dem Grimmdarm (Colon) und dem Mastdarm (Rectum) zusammen. Das Colon lässt sich weiter in das C. ascendens, das C. transversum und das C. descendens untergliedern. Die Anatomie des Dickdarmes unterliegt erheblichen Speziesunterschieden. Dennoch erfüllt der Dickdarm eine Reihe von Funktionen, die bei allen Tierarten hervorzuheben sind. Dazu gehören einerseits die Chymusspeicherung sowie die Regulierung von Kotmenge und –zusammensetzung und andererseits die Resorption von Elektrolyten, Wasser und Endprodukten des im Dickdarm stattfindenden mikrobiellen Stoffwechsels. Durch die im Dickdarm befindlichen Mikroorganismen werden auch Nahrungsbestandteile abgebaut, für die den Säugetieren keine körpereigenen Verdauungsenzyme zur Verfügung stehen.

 

BLINDDARM, CAECUM

Das Caecum stellt einen blind endenden Abschnitt des Dickdarmes dar, dessen Grenze zum Colon durch die Einmündung des Ostium ileale markiert wird. Das Caecum der Katze ist kommaförmig und nur etwa 10-40mm lang. Beim Hund erreicht der Blinddarm eine Länge von ungefähr 40-200mm und ist durch das kurze Mesocaecum korkenziehartig zusammengerafft.

 

GRIMMDARM (COLON)

Der Grimmdarm ist tierartlich sehr verschieden gestaltet. Gemäß den Verhältnissen beim Menschen bezeichnet man den rechts in der Bauchhöhle aufsteigenden Teil als Colon ascendens, den quer verlaufenden Abschnitt als Colon transversum und den linken in der Bauchhöhle absteigenden Teil als Colon descendens.

Der Übergang des Colon ascendens ins Colon transversum erfolgt rechts der Gekrösewurzel in Höhe des 17. Bis 18. Brustwirbels. Das Colon transversum stellt ein sehr enges Darmstück dar, das cranial der Gekrösewurzel von rechts nach links verläuft. Es ist mit dem Pankreas und der dorsalen Bauchwand verwachsen.

 

MASTDARM (RECTUM)

Der Mastdarm (Rectum) schließt an das Colon descendens an und stellt einen unterhalb der Wirbelsäule geradlinig in Richtung After verlaufenden Darmabschnitt dar. Bei Hund und Katze beginnt das Rectum etwa in der Höhe des 7. Lendenwirbels und endet in Höhe des 4. Schwanzwirbels. Die verhältnismäßig kräftige äußere Längsmuskulatur des Rectums entsendet ein Muskelband an die Ventralseite des ersten Schwanzwirbels.

 

MIKROBIELLER STOFFWECHSEL IM DICKDARM

Neben den Vormägen der Wiederkäuer ist der Dickdarm der Hauptort der mikrobiellen Besiedlung des Körpers. Die Bakteriendichte im Dickdarm liegt mit 1010 bis 10 12 Bakterien pro Gramm Darminhalt in der gleichen Größenordnung wie im Vormageninhalt. Bei Aufrechterhaltung der physiologischen Darmflora und ihrer Funktion sind folgende Faktoren von Bedeutung:

  • Zur Aufrechterhaltung des physiologischen pH-Wertes von 7 bis 6 müssen saure Endprodukte des mikrobiellen Stoffwechsels abgepuffert werden. Als Puffersysteme dienen zum einen das mit den Verdauungssekreten in den Dünndarm abgegebene Biocarbonat und zum anderen Phosphate aus der Natur. Während beim Pferd Biocarbonat das dominierende Puffersystem darstellt, steht bei den Fleischfressern das Phosphat-Puffersystem im Vordergrund.
  • Die Verweilzeit der Ingesta im Dickdarm muss angemessen lang sein, damit die Mikroorganismen ihre Arbeit verrichten können.
  • Stoffwechselprodukte, die durch ihre Akkumulation der Mikroflora schaden könnten, werden durch die flüssige Phase des Dickdarminhaltes verdünnt.
  • Die Produkte des mikrobiellen Stoffwechsels werden resorbiert.

Die Dickdarmflora nutzt ein Substratgemisch, das einerseits aus den im Dünndarm nicht oder nur unvollständig verdauten Nahrungsbestandteilen und andererseits aus Substanzen, die mit den Verdauungssekreten in den Darm gelangt sind, sowie abgeschilferten Epithelzellen besteht.

MIKROBIELLER KOHLEHYDRATSTOFFWECHSEL

Die Substrate des mikrobiellen Kohlehydratstoffwechsels sind in erster Linie Bestandteile pflanzlicher Zellwände, die durch körpereigene Enzyme nicht verdaut werden können. Dazu gehören Cellulose, Hemicellulose, Lingin, Inulin und Pectin. Aber auch die in dem von den Becherzellen produzierten Schleim enthaltenen Mucine werden von der Dickdarmflora umgesetzt. Die Endprodukte des mikrobiellen Kohlehydratstoffwechsels stellen kurzkettige Fettsäuren, in erster Linie Acetat, Propionat und Butyrat dar. Außerdem entstehen CO2 und Wasserstoff als Fermentationsgase.

MIKROBIELLER PROTEINSTOFFWECHSEL

Der mikrobielle Proteinstoffwechsel im Dickdarm ist im Vergleich mit den entsprechenden Vorgängen im Pansen weit weniger gut untersucht. Dennoch geht man von ähnlichen Verhältnissen aus. Die Endprodukte des mikrobiellen Proteinabbaus sind Ketosäuren, Amine, CO2 und Ammoniak. Letzteres dient wiederum als Substrat für die mikrobielle Aminosäuresynthese und damit der mikrobiellen Proteinsynthese. Genau wie die Vormagenflora synthetisiert die Dickdarmflora hochwertiges Protein, das jedoch anders als bei den Wiederkäuern ungenutzt bleibt und mit dem Kot ausgeschieden wird.

MIKROBIELLER FETTSTOFFWECHSEL

Der mikrobielle Fettstoffwechsel spielt kaum eine Rolle, da Nahrungsfette und langkettige Fettsäuren unter normalen Umständen nur in geringem Umfang den Dickdarm erreichen.

In den Dickdarm gelangte Gallenfarbstoffe unterliegen einem mikrobiellen Ab- und Umbau. Die Produkte dieser Vorgänge sind im Wesentlichen für die Kotfarbe verantwortlich.

Genau wie die Mikroorganismen in den Vormägen der Wiederkäuer, ist die Dickdarmflora zur Synthese von Vitaminen der B-Gruppe und von Vitamin K befähigt. Die Resorptionsfähigkeit für Vitamine im Dickdarm ist jedoch sehr gering, so dass diese Vitamine ungenutzt bleiben und mit dem Kot ausgeschieden werden. Eine Ausnahme bilden wiederum Tierarten mit Caecotrophie.   

 

SCHLEIMHAUTAUSKLEIDUNG, SEKRETORISCHE UND RESORPTIVE FUNKTIONEN DES DICKDARMS

Sämtlichen Dickdarmabschnitten fehlen Darmzotten. Dadurch lässt sich der Dickdarm histologisch eindeutig vom Dünndarm abgrenzen. Im gesamten Dickdarm senken sich zahlreiche, dicht nebeneinanderliegende Lieberkühn’ sche Krypten (Glandulae intestinales) in die Lamina propria mucosae ein. Sie sind unverzweigt, lang und gestreckt. Die innere Dickdarmoberfläche ist von einem einschichtigen, hochprismatischen Epithel ausgekleidet. Die apikale Oberfläche der Enterozyten ist mit Mikrovilli besetzt, die einen dichten Bürstensaum zur Oberflächenvergrößerung bilden.

Der Dickdarm spielt eine wichtige Rolle bei der Resorption von Wasser und Elektrolyten. Eine Aufnahme von Nährstoffen in Form von Kohlehydraten oder Proteinen findet hier nicht mehr statt. Der Dickdarm dient jedoch, insbesondere bei den nicht wiederkäuenden Herbivoren wie dem Pferd, der Resorption kurzkettiger Fettsäuren, die bei der mikrobiellen Fermentation anfallen. Beim Pferd stammen etwa 30% des basalen Energiebedarfs aus der Verbrennung kurzkettiger Fettsäuren, die im Dickdarm resorbiert wurden.

 

MOTORISCHE FUNKTIONEN DES DICKDARMS

Zur Erfüllung der wesentlichen Funktionen des Dickdarmes ist es notwendig, dass der Chymus kräftig durchmischt und gleichzeitig langsam nach aboral transportiert wird. Das wird durch vier Kontraktionsformen erreicht

PERISTALTISCHE UND ANTIPERISTALTISCHE

Peristaltische und antiperistaltische Wellen zeigen im Vergleich zum Dünndarm eine geringe Einschnürtiefe. Dadurch kommt es zu einem langsameren Chymustransport und gleichzeitig zu einem Rückstrom durch die zentral verbleibende Öffnung. Das führt zu einer intensiven Durchmischung des Darminhaltes.

WANDERNDE SEGMENTATIONEN

Aboral wandernde Segmentationen treten anders als im Dünndarm nicht nur kurzzeitig auf, sondern stellen langanhaltende Einschnürungen dar, die sich gleichzeitig langsam nach aboral bewegen. Dadurch wird der Darminhalt in Boli unterteilt und es kommt zur Ausformung des arttypischen Kotes.

HAUSTRENKONTRAKTIONEN

Haustrenkontraktionen können entweder in wechselweiser Kontraktion und Erschlaffung bestehen, wodurch es zu einer Durchmischung des Darminhaltes kommt, oder sie können eine aboral gerichtete Rollbewegung mit gezieltem Transport von Flüssigkeit darstellen. Am nicht haustrierten Dickdarm der Fleischfresser kann man oberflächliche Kontraktionswellen beobachten, welche die schleimhautnahen Chymusschichten umwälzen. Sie dürfen den Haustrenkontraktionen entsprechen.

RIESENKONTRAKTIONEN

Aboral fortschreitende Riesenkontraktionen sind, genau wie im Dünndarm, durch eine große Kontraktionsstärke und – dauer gekennzeichnet. Sie erzeugen einen besonders starken aboralen Chymustransport.

 

AFTERKANAL (CANALIS ANALIS) UND AFTER

Der Afterkanal bildet das kurze Endstück des Darmrohres. Er Mündet auf der Höhe des Afterkegels über den After (Anus) nach außen. Der Afterkanal ist von kutaner Schleimhaut ausgekleidet, die sich von der drüsenhaltigen Schleimhaut des Rectums abgrenzt.

Bei Hund und Katze sind ventrolateral im Afterkanal etwa haselnussgroße paarig ausgebildete Analbeutel ausgebildet. Die dort vorhandenen Analdrüsen sind modifizierte Schweißdrüsen. Sie produzieren ein für den Menschen übelriechendes, seröses fettiges Sekret, welches zur Duftmarkierung mit dem Kot abgegeben wird. Die Mündung der Ausführungsgänge liegt auf der After-Haut-Grenze.

 
IMMUNOLOGISCHE FUNKTIONEN DES DARMES

Der Magen-Darm-Trakt stellt den wichtigsten Invasionsweg für potentiell pathogene Mikroorganismen dar und enthält einen großen Anteil des lymphoiden Gewebes des Körpers. Dieses ist in der Wand des Gastrointestinaltraktes lokalisiert und dem schleimhautassoziierten lymphoiden Gewebe zuzurechnen, wie es z.B. auch im Atmungstrakt vorkommt. Man bezeichnet es in seiner Gesamtheit als GALT, Gut-Associated-Lymphoid Tissue.

TOSHIDOG bietet Unterstützung für den Darm von Hund und Katze in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und homöopathischen Präparaten an.  

20.01.2020